Prolog
Hinterm Horizont - Prolog
Wir befinden uns im Jahre 2000. Der Ganz Große Liebe Geist hat beschlossen, seinen Kindern und dem geschundenen Planeten Erde, welche er mit zu seinen Kindern zählt, mehr Unterstützung in ihrem Fortbestand und Entwicklung zu gewähren. Ob sie es wissen oder nicht, er hat einen neuen Schutzmantel um die Erde gelegt, damit die Folgen der Unwissenheit deren Zerstörung verhindern möge. Zu lange durfte der Mensch mit seinem freien Willen für Unfug sorgen, wie ein Kind, welches nicht die schützende Hand von Vater und Mutter spürt und in seiner Unwissenheit und Grenzenlosigkeit sich selbst und anderen Schaden zuführt. Welch ein Jubel in den geistigen Reichen, denn es war für unsere geistigen Brüder und Schwestern nicht einfach, mit anzusehen, zu was die Menschenkinder im Glauben an die Kräfte des Dunklen fähig waren und immer noch sind, in der Zeit des getrennt seins vom Ganz Großen Liebe Geist, in einer Zeit, als die Kinder des Ganz Großen Liebe Geistes glauben, dass Hass und Neid und Habgier Wirklichkeiten sind. Natürlich sind das Wirklichkeiten, denn diese Kräfte wirken ja durch die Kraft und den Glauben an die Angst. So schuf der Mensch sich Generation für Generation Wunden in seiner Seele, welche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft prägen. Aber damit soll nun Schluß sein. Der Ganz Große Liebe Geist möchte die Erde wieder zu einem lichtvolleren Planeten wandeln. Dazu braucht er aber die Unterstützung seiner Kinder. Dieser Prozess begann vor längerer Zeit, aber nun ist dieses Jahr das Jahr der Empfängnis. Die menschlichen Kanäle beginnen sich zu öffnen und somit ist der Weg offen, die Botschaften des Ganz Großen Liebe Geistes bewusster zu empfangen, um sie in ihr Leben zu integrieren. Alles was Mutter Erde an Wunden mit sich herumschleppt, sind die Wunden der Kinder des Ganz Großen Liebe Geistes, die wiederum die Wunden aus der Geschichte ihrer Vorfahren mit sich herumschleppen. Diese Wunden müssen sichtbar sein, damit sie gelöst werden können. Das ist zu spüren im Jahre Zweitausend, auf Erden mit all seinen Kriegen und Nöten. Wie im Großen, so im Kleinen. Klärus hat auf seinem bisherigen Lebensweg gelernt, dass der Weg der Bewusstheit der Weg der Empfänglichkeit ist. Der Mensch Schöpfer hier auf Erden ist, der beginnt, so er bereit, sich der Quelle des Ganz Großen Liebe Geistes zu öffnen. Somit wächst die Erkenntnis der Unbewusstheit, aber oft wird dieser Weg nur über das Leid gefunden. Es ist der Weg über die Dunkelheit zum Licht. Klärus ist bereit. Klärus, der sich vor mehr als zwei Jahrzehnten entschieden hat, bewusst den Weg dieser Erkenntnis zu gehen, wird deswegen auch bewusst wahrnehmen, wenn sich entscheidende Dinge in seinem Leben verändern. Er hat schon viel in seinem Leben erfahren dürfen. Klärus hat einen sehr starken Willen und Durchhaltevermögen gezeigt und ist, wie alle Menschen, in verschiedenen Bereichen seines Lebens ein selbstbewusster Mensch, dann gibt es aber noch Teilbereiche, in denen es daran hapert und welche dominiert sind von archaischen Ängsten und damit verbundenen Blockaden, die sein doch recht eingeschränktes Leben noch mehr einschränken. Eingeschränkt durch eine wesentliche Beeinträchtigung seines physischen Leibes. Hat er doch vor der Zeit, an dem Ort, an dem man sich befindet, bevor man auf die Erde kommt, entschieden, wieder einmal den schweren Weg zu gehen. Den Weg mit einer körperlichen Einschränkung, um dadurch mehr Möglichkeit zu haben zu erkennen, zuwachsen und zu dienen. Vieles, was seine Vorfahren durch Unbewusstheit an Ungutem geschaffen haben, wollte er bereinigen, als er dieses noch erkennen konnte – auf der Wiese, als er, der Ganz Große Liebe Geist dies Vorhaben erkannte, und ihn auf die Erde schickte, in seiner grenzenlosen Liebe zu all seinen Geschöpfen. Klärus hat gelernt, Zeichen zu sehen. Auch kleine Dinge, die geschehen, geschehen nicht einfach so, sondern alles hat seinen Grund und einen Sinn. Alles sind Zu-Fälle. Ein großer Meister hat einmal gesagt, dass uns kein Blatt auf den Fuß fällt, ohne dass es einen Grund dafür gibt. Es ist alles registriert in einem kosmischen Computer.
Den geistigen Weg gehen bedeutet, hineinzugehen in die Schattenanteile der Seele, alte Verletzungen, verborgene, blockierende Lebensmuster zu erkennen, um sich von ihnen zu lösen. Es bedeutet aber auch, zu erkennen, „Wes Geistes Kind“ wir sind. Wir alle sind Kinder des Ganz Großen Liebe Geistes und im Grunde vollkommene Wesen, denn der Ganz Große Liebe Geist hat uns vollkommen geschaffen. Wir sind eine herrliche Offenbarung der Quelle. Klärus durfte im Laufe seines Lebens schon vieles erkennen, hat Tiefen und Täler durchquert und Höhen erlebt. Aber immer wieder erlebte und erlebt er noch Gefühle, welche ihn vom Guten trennen und die ihm eigentlich etwas sagen wollen. Gefühle, welche er einfach weg haben möchte, da sie schließlich sein Leben von der Freude trennen. Immer darauf bedacht, zu funktionieren, zu können, so zu sein, wie Andere es gerne hätten, um Lob, Anerkennung, Liebe von diesen Anderen zu bekommen, wie es so zwischenmenschlich in der Regel gehandhabt wird hier auf Erden, lässt sich Klärus immer wieder etwas einfallen, mit was er seinen Körper stählen kann, um diesen Anforderungen zu genügen. Fünfundzwanzig Jahre bewusste Erfahrung im zwischenmenschlichen Bereich, fast zwanzig Jahre eigene Familie mit allen Höhen und Tiefen dieser Selbsterfahrung, sowie der Selbsterfahrung in vielen, von Menschen entwickelten Therapiebereichen, dem Erleben der Ausbildung in der weißen Loge, dem Studieren zahlreicher spiritueller Literatur, lassen ihn glauben, den geistigen Weg, die geistigen Gesetze zu kennen. Etwas „weiter“ zu sein als andere. Klärus hat während diesem Wegzyklus schon einige Heilungen bekommen und Dinge, die belastend waren, sind dies nun nicht mehr. Auch unterscheidet sich Klärus nicht von seinen Brüdern und Schwestern hier auf Erden, nur weil er schon seit seiner frühen Kindheit mit einer körperlichen Belastung lebt. Er hat durch diesen „Vorteil“, so gut es geht, sein Leben danach eingerichtet, wohingegen zahllose Menschen die Knute der Schläge des Lebens vielleicht in späterer Zeit erleben. Schon oft hat er neidvoll zu Menschen aufgeschaut, welche mit einem vollkommenen Körper gesegnet, in äußerer Fülle lebend, der Sonnenseite des Lebens zugewandt schienen. Er diese aber später in einer anderen Lebenslage wieder fand. Doch scheint für Klärus wieder ein Punkt erreicht, wo er die gütige Hand des Ganz Großen Liebe Geistes wieder nicht sieht und sich von seiner gewohnten, vergangenen Identifikation immer noch nicht so recht trennen kann. Immer noch fühlt er sich regiert von Ängsten aller Art, von Ängsten, welche seinen Weg blockieren. Es sind die Ängste, welche die Menschenkinder dominieren. Dies sind alte Verhaltensmuster, Gewohnheiten, Denkgewohnheiten, Schuldgefühle, Versagensgefühle, Ängste aller Art. So auch bei Klärus. Er konnte sie noch nicht loslassen und wieder einmal darf er erleben, dass das Leben mit Paukenschlägen weiterbringen möchte, die wie er vielleicht immer noch nicht erkennend, selbst sich zufügt. Er soll sich einfach nicht festfahren und so manifestieren sich geistig gewebte Energiemuster. Das was der Mensch säht, das erntet er. Das ist Gesetz. Diese Energiemuster führen ihn in eine neue Ära seines irdischen Daseins, seines irdischen Kampfes gegen alles Niedere. Diese Gesetze kümmern sich nicht um Unwissen. Die jahrzehntelange Überanstrengung seines Körpers, seines physischen Leibes, führt zu einem erneuten körperlichen Zusammenbruch. War er doch immer im Glauben, körperliches Training sei auch für ihn von Wichtigkeit. Da war er eben unwissend. Die Arbeit in seiner Werkstatt für Kunsthandwerk verlangt vollen Körpereinsatz. Auch hat er vieles im Haushalt zu machen, zwei Kinder wollen „bedient“ sein und zudem, er hat eine Frau, vor der er keine körperlichen Schwächen zeigen möchte, da er wegen seiner Behinderung immer noch tiefe Gefühle der Schuld in sich trägt. Des Öfteren ist Klara ihrem Klärus gegenüber verstimmt. Er erfüllt dann nicht den Tatbestand des guten Ehemannes, lässt es an Diesem und Jenem mangeln und das vermittelt Klara ihrem Klärus in aller Regelmäßigkeit, was wiederum dazu führt, dass Klärus sein ewiges Thema mit seinen Schuldgefühlen genährt bekommt. Wie Seelenverwandt müssen die Menschen sein, welche diese Form der Schwere im irdischen Leben wählten, welche den Namen Polio, also die Kinderlähmung trägt, um nach zwanzig, dreißig Jahren mit dieser erneuten akuten Schwererbelastung sich mit dem Thema beschäftigen dürfen und müssen. Wenn sie es denn so wollen. Körperliche Mehrbelastung, die deswegen auftritt, weil solche Körper während der vergangenen Jahrzehnte nie geschont wurden. Die Körper wurden immer über die Grenzen hinaus belastet. In keinen medizinischen Lehrbüchern wurde auf diese Gefahr hingewiesen,im Gegenteil, immer wieder wurde das Trainieren des Muskelapparates geraten. Später erfährt er, dass dies das Leben eines permanenten Marathons bedeutet. Die Kinderlähmung bekommt man nämlich durch einen Virus, der das Nervensystem des Menschen befällt und einen Großteil der Nerven zerstört. Durch stetes Training bilden die übrigen noch verbliebenen Nervenzellen Aussprossungen, welche neue Muskelzellen versorgen, die dann den Anschein erwecken, wieder vollkommen zu werden. Manche Menschenkinder fühlen sich vollkommen geheilt, bis, wie gesagt nach zwanzig, dreißig Jahren diese Aussprossungen wieder wegfallen. Alles kluge Wissen hat Klärus vor dieser Erfahrung nicht bewahrt. Gerade jetzt dominiert bei ihm wieder die Erdenschwere seinen Körper und bringt das Gemüt und seine Gedankenwelt in einen destruktiven energetischen Zustand, der gesetzmäßig wiederum Gleiches in sein Leben anziehen. Über Nacht sieht für Klärus das Leben anders aus. Völlig Erschöpft weiß er plötzlich nicht, was mit ihm los ist. Sensibilisiert durch die Erfahrung der erweiterten Körperbegrenzung durch diese Wende, wie schnellere Ermüdbarkeit nach Aktivität, Erschöpfungszustände, Muskelschmerzen, neues Lernen mit dieser Begrenzung umzugehen, d.h., vermehrte Pausen zwischen äußerst begrenzten Körperaktivitäten, wird die Zukunft zwangsweise neu bedacht. Durch das erstmalige bewusste Konfrontiert werden mit diesem bis dato unbekannten Post-Polio-Syndrom, erlebt Klärus das Trauma der Akuterkrankung als Kind erneut. Besonders in der Nacht taucht das Bild aus Kindheitstagen auf. Klärus erinnert sich an die Zeit, als geschehen musste, was geschehen sollte. Er hatte ja, wie gesagt, wieder einmal den schweren Weg gewählt. Er sieht sich im Bette liegen, der Kopf ist heiß, die Glieder schmerzen und er versucht, sich mit Bauchmuskelkraft, ohne Unterstützung der Hände, im Bett aufzurichten. Dies konnte er ja bisher und nun, bei immer wieder erneuten erschreckenden Versuchen zuerst über Seitenlage,zuletzt Bauchlage mit Abstützen beider Hände, von Mal zu Mal immer weniger und schließlich ging es gar nicht mehr. Das Aufrichten aus eigener Kraft. Er ist völlig gelähmt.Der Krankenwagen kommt, die Eltern weinen. Der kleine Klärus tröstet sie mit beschwichtigenden Reaktionen, als man ihn aus der Wohnung bringt. Er spürt, dass er jetzt nicht mitleiden darf. Mit ihnen leiden, würde für sie mehr Leid bedeuten. Das will er nicht.Vielleicht bringt er sich aber selbst in einen Zustand, in dem er dies alles nicht so richtig wahrnimmt. Es ist einsam und dunkel um ihn. Die Nacht alleine in einem Gitterbett, ein gedämpftes Licht hinter dem Glasfenster der Eingangstüre spendet einen rudimentären Trost. Klärus erinnert sich an den Duft von Pfefferminztee, mit dem er das nach Zitrone schmeckende Medikament einnimmt, das er in dieser Nacht erbricht. Er ist längere Zeit auf der Intensivstation, sein Bett steht neben der so genannten „Eisernen Lunge“ um bei stärker werden der Atemnot mit dieser beatmet werden zu können. Er ist ganzkörperlich gelähmt und kann nichts mehr bewegen. Später liegt er in einem Massenquartier. Sein ganzer Körper steckt in einem Gipsbett. Eine harte Schale, in der sein Körper mit Binden fixiert wird. Er kann sich schon deswegen nicht bewegen. Viele Kinder nebeneinander. Eltern dürfen nicht dabei sein. Rechts neben ihm ein Schreibtisch. Die Nachtwache sitzt da die Nacht ab. Außerdem hat er in dieser Zeit eine Vision: Er sieht eine Gruppe buddhistischer Mönche, welche ihm sagen:„Wenn du mal nicht mehr weiter weißt, dann komme zu uns.“