Einleitung

Augenblicke im Leben eines Menschen


Der Himmel ist ohne Wolken. Ein strahlendes, helles Blau scheint wie eine weite Glocke dem unendlichen Raum eine Begrenzung zu geben, die den Ort erst zu einem Ort macht. Blumen blühen, die Vielfalt der Schöpfung dokumentierend. Die Vögel zwitschern, überhaupt bewegt sich jedes erdenkliche Getier in Harmonie und Eintracht friedfertig in diesem großen Ganzen.
In der Ferne erkennbar eine Gebirgskette, aber unter ihm saftiges, dunkelgrünes Gras.
Saramai sitzt auf der berühmten Himmelswiese. Es ist warm, das weiß er aber nicht, denn er ist ja einfach und all das um ihn herum ist seine Schöpfung.
Es ist vor der Zeit, an diesem Ort, an dem das Zeitliche nicht existiert. Es ist nicht so, dass Saramai immer da sitzt, aber jetzt sitzt er halt da und genießt die Leichtigkeit des Seins.
Saramai ist ein Tropfen. Ein Tropfen im großen Meer der Unendlichkeit. Und wie ein Meer aus zahllosen Tropfen von Wasser besteht, so ist Saramai ein Mensch unter zahllosen Menschen, und das Meer der Unendlichkeit ist der Ganz Große Liebe Geist. Auch dieser ist einfach und aus ihm ist einfach alles, was ist. Ganz einfach.
Saramai genießt also die Leichtigkeit des Seins zusammen in gleicher Weise mit jedem anderen Aspekt der Schöpfung, bis diese Leichtigkeit jäh unterbrochen wird.
„Mein Sohn!“, hört er. Dies bewirkt einen Ruck in seinem Innern, ja in seinem tiefsten Innern.
„Grundgütiger!“, denkt er.
„Das kenn ich!“, denkt er weiter.
„Das verspricht Verheißungsvolles. Wenn der so spricht, in meinem tiefsten Innern, hat er etwas vor.“
Die Stimme des Grundgütigen ist viel tiefer als die Stimme von Saramai. Es ist überhaupt eine andere Stimme. Sonor, entspannt, selbstsicher, gedehnt, verhallt, was auch immer das heißen mag. Die Stimme erschallt im Innern von Saramai.
„Mein Sohn!“, sagt also die Stimme aus dem Nichts.
„So höre!“ Mein Sohn hört. Er weiß, es ist die Stimme des Ganz Großen Liebe Geistes, die
ihn umhüllt und die Paradieswiese mit einem Nektarschock durchdringt. Eigentlich hat er
nicht viel zu sagen, da er einfach ist. Aber jetzt sagt er was.
Der Ganz Große Liebe Geist sagt immer: „Mein Sohn“, wenn es um eine männliche Ausdrucksform der Schöpfung geht. Im anderen Fall sagt er: „Meine Tochter“. Dann geht es um eine weibliche Ausdrucksform der Schöpfung. Manchmal sagt er auch: „Mein Kind“, wenn er keine Unterschiede macht.
Und Unterschiede macht er immer, wenn es um diese Erde geht.
„Mein Sohn, in aller freien Willigkeit solltest du dich nun entscheiden, eine weitere Erfahrung und Klärung auf Erden in Erwägung zu ziehen. Eine Erfahrung, welche wir auf Erden mitnichten als eine langweilige beschreiben sollten. Ich erachte dich als fähig, dies in deinem Innern zu bewegen, zu bedenken, zu erfühlen und zur Tat zu schreiten. Ich stelle dir einen
Geist zur Seite, welcher dich ein Stück des Weges begleitet, bis ein anderer sich zuständig fühlt. Die Vorsehung wird dir einen Namen geben und der wird Klerus sein und du sollst unter dem verheißungsvollen Zeichen des Schützen auf die Erde geboren werden.
Der unter diesem Sternen-Zeichen geborene Zeitgenosse ist auf der einen Seite allen Freuden des Lebens in einem Körperkleid zugeneigt, andererseits lässt ihn ein brennendes Sehnen nach den Sternen greifen. Sein Herz verlangt nach Freude, nach Freiheit, ist erfüllt von Tatendrang, will wandern, reiten, segeln, fliegen. Oft erfährt der Schützenmensch, um seine
Lektionen auf Erden zu lernen, Einschränkungen. Und so werden ihm Belastungen auferlegt, die seine Beine, seinen gesamten Bewegungsapparat durch Krankheit einschränken, auf dass er lernt, seine weiten schönen Reisen mehr im Geiste zu erleben. So widmet er sich mehr den philosophischen, metaphysischen Studien, denn sein Geist ist ebenso beweglich, wie es sein
Leib sein sollte.
Wisse, ich bin alle Zeit mit dir und meine Liebe wird dich immer begleiten.“
Saramai sitzt auf der Wiese im Einklang mit allem, was ist und hat dies vernommen.
„Grundgütiger!“, denkt er wieder.
„Schon wieder!“, denkt er weiter.
„Ja wenn es denn sein muss, das schaff’ ich mit links.“ So macht Saramai sich an die Arbeit zu bedenken. Und bei diesem Bedenken geht es ihm auch schon ein bisschen schlechter.
„Lokomotivführer war ich schon mal, zu leicht! Buschmann im Dschungel, nein, nicht schon wieder! Und ‚Klerus’, was soll das? Das ist doch kein Name für mich!“
„Stoppe deinen Gedankenfluss, dafür hast du noch genügend Zeit und im Überfluss auf Erden!“